Dispokredit: Definition, Kosten und andere Optionen

Lesezeit: 9 Min.

Author: Finanzguru Team

Stand: 24.09.2025

Du bist im Minus oder fragst dich, ob du dein Konto überziehen kannst? Dann landest du schnell beim Dispokredit – der flexiblen, aber teuren Kreditlinie direkt auf deinem Girokonto. In diesem Leitfaden erklären wir verständlich, was der Dispokredit ist, wie Zinsen berechnet werden, welche Kosten aktuell realistisch sind und was passiert, wenn der Dispo dauerhaft ausgereizt wird. Wir zeigen dir außerdem wichtige Unterschiede zwischen eingeräumter und geduldeter Überziehung, wie der Dispo geregelt ist und welche Alternativen sich in welcher Situation lohnen können. Mit Beispielrechnungen, typischen Durchschnittswerten und Tipps aus der Praxis behältst du die Kontrolle. Dispokredit – clever nutzen statt teuer bezahlen.

Dispokredit_Cover

Dieser Beitrag dient ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzt keine Rechts-, Steuer- oder Finanzberatung. Rechtsprechung, gesetzliche Vorgaben und bankübliche Praxis können sich ändern. Prüfe daher stets den aktuellen Stand sowie deine individuellen Vertragsunterlagen.

Was ist ein Dispokredit?

Ein Dispokredit (Dispositionskredit, kurz: Dispo) ist die von deiner Bank eingeräumte Kontoüberziehung: Du darfst dein Girokonto bis zu einem vereinbarten Kreditrahmen ins Minus ziehen und zahlst dafür Sollzinsen auf den tatsächlich genutzten Betrag. Der Dispo ist flexibel – es gibt keinen festen Rückzahlplan – und wird tagesgenau verzinst. Genau das macht ihn praktisch für kurzfristige Engpässe, aber teuer, wenn du ihn dauerhaft nutzt.

Eingeräumte vs. geduldete Überziehung

  • Eingeräumte Überziehung (Dispo): vertraglich vereinbart; Lastschriften und Kartenzahlungen werden bis zum festgelegten Limit ausgeführt.
  • Geduldete Überziehung: du gehst über deinen Dispo hinaus; die Bank darf, muss aber nicht weitere Zahlungen zulassen. Dafür fallen oft höhere Überziehungszinsen an, und die Duldung kann jederzeit beendet werden.

Wer bekommt Dispo – typische Voraussetzungen

Banken schauen auf regelmäßige Zahlungseingänge (z. B. Gehalt), Bonität und Kontoführung. Häufig orientiert sich der Disporahmen grob am 2–3-fachen Nettoeinkommen (bankabhängig). Eine solide Kontohistorie, geordnete Zahlungsläufe und keine negativen Merkmale sind Pluspunkte.

Einkommen, SCHUFA, Kontoführung:

Ein eingeräumter Dispo setzt in der Regel Volljährigkeit, regelmäßiges Einkommen und positive Bonität voraus. Ein dauerhaft „ausgereizter“ Dispo kann dazu führen, dass die Bank den Rahmen kürzt oder kündigt. Für die SCHUFA gilt: Maßgeblich negativ wirken Zahlungsausfälle – die bloße Existenz eines Dispos ist normalerweise kein Problem, solange du im vereinbarten Rahmen bleibst und ausgleichst.

Konto im Minus: Was passiert praktisch?

Kurzfristig sorgt der Dispo dafür, dass Kartenzahlungen und Lastschriften trotz Minus durchgehen – bis zum Limit. Dauert die Inanspruchnahme jedoch monatelang an oder steigt sie immer weiter, kann die Bank den Dispo kürzen oder kündigen, Zahlungen blocken oder Sicherheiten verlangen. Achtung bei Rücklastschriften: Es können Gebühren und Folgekosten entstehen. Ein Dauerminus schwächt deine Verhandlungsposition und verteuert langfristig die Nutzung.

Karten-/Lastschrift-Freigaben, Rücklastschriften

Innerhalb des Dispolimits werden Umsätze gebucht. Außerhalb kann die Bank ablehnen. Rücklastschriften kosten häufig Gebühren, und weitere Lastschriften können ebenfalls zurückgewiesen werden, bis du wieder im Rahmen bist.

Wenn der Dispo „einfriert“ (Dauerminus)

Von einem praktisch „eingefrorenen Dispo“ sprechen viele, wenn der Sollsaldo über Monate auf ähnlichem Niveau bleibt. Das ist ein Warnsignal. Spätestens jetzt solltest du eine Umschuldung auf günstigere Kredite prüfen.

Kontokündigung & Konsequenzen

Bei deutlich verschlechterter Vermögenslage kann die Bank den Dispo oder sogar die gesamte Geschäftsbeziehung kündigen. Die Folge: Offene Beträge werden sofort fällig – operativ sehr unangenehm, weil Zahlungen nicht mehr abgewickelt werden und du schnell in einen Zahlungsstau geraten kannst.

So funktionieren Zinsen beim Dispo

Auf dem Dispo fallen nur für den tatsächlich in Anspruch genommenen Betrag Sollzinsen an – und zwar tagesgenau. Viele Banken verwenden die deutsche Zinsmethode (360 Tage). Zusätzlich gibt es bei Überschreitungen des Dispolimits oft Überziehungszinsen, die über dem Dispozins liegen.

Tagesgenaue Berechnung (deutsche 360-Tage-Methode)

Vereinfacht lautet die Formel:

  • Mit Prozentangabe (12 %)

Beispiel: 1.000 € × 12 × 30 ÷ (360 × 100) = 10 €

  • Mit Dezimalzahl (0,12)

Beispiel: 1.000 € × 0,12 × (30 ÷ 360) ≈ 10 €

Kleine Beträge und kurze Zeiträume erzeugen überschaubare Kosten; Dauernutzung lässt die Zinsen jedoch spürbar ansteigen.

Überziehungszinsen – wenn du über den Dispo gehst

Wenn du über das vereinbarte Limit hinaus ins Minus rutschst, berechnet die Bank oft Überziehungszinsen. Diese sind in der Praxis deutlich höher als der Dispozins. Außerdem kann die Bank Zahlungen ablehnen, solange du außerhalb des Rahmens bist. Halte das Limit im Blick und richte Warnstufen ein.

Beispielrechnung 1.000 € / 30 Tage

  • Innerhalb des Dispos (12 % p. a.): ~10 € Zinsen
  • Über Dispo hinaus (17 % p. a.): ~14 € Zinsen

Schon bei mehreren Monaten Disponutzung lohnt sich oft die Umschuldung auf einen günstigeren Raten- oder Rahmenkredit.

Was kostet Dispo aktuell in Deutschland?

In Deutschland liegen Dispozinsen typischerweise im zweistelligen Bereich. Marktbeobachtungen zeigen seit 2024 Durchschnittswerte um etwa 10–12 % p. a., je nach Bank und Produkt. Spannweiten von unter 10 % bis nahe 17 % sind möglich – insbesondere bei geduldeten Überziehungen oder Regionalanbietern mit höherem Zinsniveau. Direktbanken sind im Schnitt tendenziell günstiger als klassische Filialbanken.

Durchschnittswerte & Bandbreiten 2024–2025

  • Ø-Dispozins oft um 10–12 % p. a.
  • Ausreißer nach oben möglich, vor allem bei Überziehungen über das Limit
  • Teilweise regionale Unterschiede (z. B. zwischen Bundesländern)

Entscheidend ist deine konkrete Bank: Prüfe das Preis- und Leistungsverzeichnis und vergleiche disponierte mit geduldeten Konditionen.

Sparkassen vs. VR-Banken vs. Direktbanken

  • Sparkassen/VR-Banken: häufig höhere Dispozinsen, dafür Filialservice und persönliche Beratung
  • Direktbanken: oft niedrigere Zinsen, dafür digitale Services und seltener individuelle Vor-Ort-Beratung

Rechenhilfen & Beispiele aus dem Alltag

Drei typische Szenarien

  • Gehaltsloch (10 Tage / 600 € bei 12 %): ~2 € Zinsen – ok für einen kurzen Zeitraum.
  • Autoreparatur (45 Tage / 1.200 € bei 12 %): ~18 € – grenzwertig; plane die Rückführung.
  • Nachzahlung (120 Tage / 1.500 € bei 12 %): ~60 € – Umschuldung prüfen.

Ab wann rechnet sich Umschuldung?

Sobald du erwartest, länger als 3–6 Monate im Minus zu bleiben oder der Dispo-Betrag über 1.000–2.000 € liegt, lohnt sich ein Vergleich mit Raten- oder Rahmenkredit. Diese bieten oft deutlich niedrigere Zinsen und planbare Raten – ein klarer Vorteil gegenüber dem teuren, offenen Dispo.

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So ist der Dispo geregelt

Welche Infos muss die Bank vorab geben?

Für eingeräumte Überziehungen gelten besondere Informationspflichten. Dazu gehören typischerweise Angaben zu Darlehenshöchstgrenze, effektivem Jahreszins, Zinsänderungen, Kündigungsrechten und Abrechnungsmodalitäten. Diese Informationen findest du in der Rahmenvereinbarung und im Preis-/Leistungsverzeichnis.

„Geduldete Überziehung streichen“ – darf die Bank das?

Ja. Eine geduldete Überziehung ist keine vertraglich garantierte Kreditlinie. Die Bank kann diese jederzeit beenden und Zahlungsaufträge ablehnen, bis dein Kontostand wieder innerhalb des vereinbarten Rahmens liegt.

Kein Mindestentgelt

Der Bundesgerichtshof hat 2016 entschieden, dass pauschale Mindestentgelte für geduldete Überziehungen unzulässig sind. Zinsen dürfen natürlich weiterhin berechnet werden; pauschale Zusatzgebühren für das bloße Überschreiten sind jedoch nicht zulässig.

Das Urteil kannst du hier finden: BGH-Urteil 2016

Dispo vs. Alternativen: Was passt in welcher Lage?

Der Dispo ist teuer und kurzfristig gedacht. Für längere Zeiträume gibt es günstigere Alternativen:

Ratenkredit (Umschuldung)

  • Fester Zinssatz und feste Laufzeit
  • Planbare Raten
  • Sinnvoll, wenn du > 3–6 Monate im Minus stehst oder größere Anschaffungen finanzierst
  • In vielen Fällen deutlich günstiger als Dauer-Dispo

Rahmenkredit/Abrufkredit

  • Flexibler als ein Ratenkredit, oft günstiger als Dispo
  • Häufig mit Mindesttilgung (z. B. 2–5 % pro Monat)
  • Gut geeignet, wenn du unregelmäßig einen Puffer brauchst, aber nicht dauerhaft im Minus sein willst

Budget-Puffer & Notgroschen

  • Ziel: 1–3 Monatsausgaben als Puffer
  • Reduziert die Abhängigkeit vom Dispo
  • Baue den Puffer schrittweise auf (z. B. per „Rundungs-Sparen“ und Dauerauftrag)

Tipp: Nutze bei einer Umschuldung Sondertilgungs-Fenster (z. B. 10 % pro Quartal) plus Micro-Sparen (Kartenumsätze aufrunden). So verkürzt du die Laufzeit ohne Vertragsänderung – die Zinsersparnis summiert sich.

P-Konto, Pfändung & Dispo – was du wissen solltest

Ein Pfändungsschutzkonto (P-Konto) schützt Guthaben bis zum gesetzlichen Freibetrag. In der Praxis werden P-Konten meist ohne Dispo geführt, weil ein Kreditrahmen dem Schutzgedanken widerspricht. Kommt es zu einer Pfändung, werden Dispo-Kreditlinien häufig zurückgenommen. Die genauen Abläufe hängen von AGB und Einzelfall ab. Bei Fragen lohnt sich eine Beratung (z. B. Schuldnerberatung/Verbraucherzentrale).

Dispo & SCHUFA: Mythen und Fakten

Mythos: „Jeder Dispo verschlechtert automatisch die SCHUFA.“ Fakt: Entscheidend sind Zahlungsausfälle und negative Merkmale. Wer im vereinbarten Rahmen bleibt und regelmäßig ausgleicht, setzt kein stark negatives Signal. Problematisch sind Dauerminus, Rücklastschriften, Kündigungen oder Inkasso.

Wann droht ein negativer Eintrag?

Wenn es zu Zahlungsverzügen, nicht bedienten Forderungen oder Kündigungen kommt, kann das negative Einträge nach sich ziehen. Halte deinen Dispo kurz, plane Rückführung und nutze Warnstufen, um rechtzeitig gegenzusteuern.

Bonität pflegen: gute Gewohnheiten

  • Rechnungen pünktlich zahlen
  • Raten nicht aussetzen, wenn es nicht sein muss
  • Dispo nur übergangsweise nutzen
  • Regelmäßig ausgleichen und Budgets führen

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Smarte Nutzung: 7 Regeln für „Dispo ohne Bauchweh“

  • Nur kurzfristig nutzen (Wochen, nicht Monate).
  • Rückzahlplan ab dem ersten Tag der Inanspruchnahme.
  • Warnungen bei 50 % / 80 % / 100 % des Limits.
  • Überziehungszinsen vermeiden – Limit respektieren.
  • Keine Dauerlastschriften an die Grenze legen (Puffer lassen).
  • Konditionen jährlich prüfen; ggf. Bank wechseln.
  • Umschuldung erwägen, wenn du > 3 Monate im Minus bist.

Wie du passende Bankkonditionen vergleichst

Worauf du achten solltest

  • Sollzins Dispo und Überziehungszins
  • Abrechnungsrhythmus (oft quartalsweise)
  • Automatische Dispoeinräumung?
  • Kürzungs-/Kündigungsklauseln
  • Gesamtkosten des Kontomodells (Kontoführung, Karten, Extras)

Die Spannweite zwischen Banken ist groß. Sich einmal im Jahr umzuschauen kann sich deshalb lohnen – besonders, wenn du den Dispo immer mal wieder nutzt.

Onlinebanken vs. Filialbanken

  • Direktbanken: häufig günstigere Zinsen, moderne App-Funktionen, weniger Vor-Ort-Service
  • Filialbanken: persönliche Beratung, dafür oft höhere Dispozinsen

Häufige Fehler – und wie du sie vermeidest

Wer den Dispo als Dauerfinanzierung nutzt, rutscht leicht in eine schleichende Überschuldung – setze ihn deshalb nur kurzzeitig ein und plane die Rückführung ab dem ersten Tag. Ein Überschreiten des Dispolimits verursacht teure Überziehungszinsen und kann Zahlungen scheitern lassen; behalte dein Limit im Blick und reduziere rechtzeitig Ausgaben oder sprich mit der Bank über eine temporäre Lösung. Ohne Alerts und Budgets fehlt die Transparenz, was schnell zu kostspieligen Überraschungen führt – aktiviere Benachrichtigungen bei 50/80/100 % Auslastung und arbeite mit festen Budgetrahmen. Wer Konditionen nicht vergleicht, verschenkt Geld; prüfe mindestens einmal im Jahr Zinsen und Kontogebühren und wechsle bei Bedarf zu einem günstigeren Anbieter.

Die wichtigsten Punkte

  • Dispokredit = Notfall-Puffer, nicht Dauerfinanzierung.
  • Zinsen tagesgenau, 360-Tage-Methode üblich; Überziehungszinsen sind teurer.
  • Ø-Zinsniveau liegt typischerweise um 10–12 % (mit Bandbreiten).
  • Geduldete Überziehungen kann die Bank jederzeit beenden.
  • BGH 2016: Kein Mindestentgelt für geduldete Überziehung.
  • Umschuldung lohnt oft ab > 3–6 Monaten Dauerminus.

Fazit & Nächste Schritte

Ein Dispokredit ist nützlich, wenn spontan Lücken überbrückt werden müssen – kurz, gezielt und mit Plan. Die Kosten sind im Marktvergleich hoch, die Bandbreiten groß. Wer seinen Dispo regelmäßig nutzt oder mehrere Monate im Minus bleibt, fährt mit einer Umschuldung (Raten- oder Rahmenkredit) meist günstiger. Prüfe Dispo- und Überziehungszinsen, lies das Preis-/Leistungsverzeichnis und achte auf Warnsignale (Dauerminus, Rücklastschriften). Bei geduldeter Überziehung gilt besondere Vorsicht – die Bank kann sie beenden; zusätzliche Überziehungszinsen verteuern das Ganze weiter.

Für dich heißt das: Definiere deinen Dispo als Notfall-Werkzeug, setze dir klare Warnstufen, plane die Rückführung vom ersten Tag und vergleiche Konditionen mindestens einmal jährlich.

Die wichtigsten Fragen zusammengefasst

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